Der Kampf um den Thron beginnt für Doris Weckwerth mit einer Flaute. Neben 35 anderen Anglern sitzt die 68-Jährige am Bleckeder Hafen und wartet. Zehn Minuten. 40 Minuten. Eine Stunde. Ihre Konkurrenten ziehen einen Fisch nach dem anderen aus der Elbe. „Nur ich saß nach einer gefühlten Ewigkeit noch immer ohne Fang da“, erinnert sich die Bleckederin. Den Titel hat Doris Weckwerth bereits abgeschrieben, als die erste Brasse ihren Köder schluckt. Sieben weitere folgen, bis der Sportwart den Wettkampf für beendet erklärt – und Doris Weckwerth wenig später im Vereinsheim zur ersten Angelkönigin des Bleckeder Angelsportvereins von 1928 ausgerufen wird.

Eine große Rolle haben Frauen in der 82-jährigen Geschichte des Vereins bis zu jenem Sommermorgen nicht gespielt. 80 Majestäten haben die Bleckeder Angler bisher repräsentiert – ausnahmslos Männer. An der Wand mit den auf goldenen Plaketten eingravierten Namen der Könige wird Doris Weckwerth die Nummer eins in Reihe fünf sein – direkt neben dem Angelkönig von 1989, Peter Meyer. Die silberne Kette trägt die dreifache Mutter und sechsfache Großmutter aus Alt Wendischthun seit ihrer Proklamation vor wenigen Wochen mit Stolz. „Seit meinem Eintritt in den Verein 1979 habe ich davon geträumt, einmal Angelkönigin zu werden“, sagt sie und gesteht mit einem Lächeln: „Als es dann wirklich wahr wurde, habe ich mich riesig gefreut.“

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